Heidelberg im Oktober
Samstag 12.10.2024:
Meine Reise von Übersee nach Heidelberg am 12.10.2024 sollte wie so oft am Wochenende um 5.30 Uhr von daheim beginnen. Mein Zug startet um 5.56 Uhr ab Übersee. Bereits in München musste ich mir eine neue Verbindung nach Heidelberg suchen, da die rausgesuchte Verbindung nicht stattfinden würde. Zum Glück hat man in München noch ausreichend Möglichkeiten anders nach Heidelberg zu kommen. Aber aufgrund des Ausfalles meiner Verbindung bin ich eine Stunde später in Heidelberg angekommen. Ob dies nun von Vor- oder Nachteil sein sollte, kann ich an dieser Stelle leider nicht beurteilen. So bin ich mit der RB 89 bis Aalen gefahren um dann weiter über Stuttgart und Bruchsaal nach Heidelberg zu kommen. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass die Bahnstrecke zwischen Donauwörth und Aalen wirklich wunderschön ist. Sie fahren an vielen kleinen Gewässern vorbei und können die herrliche Landschaft an sich vorbei gleiten lassen.
Die Fahrt von München bis Aalen dauert ca. 2 Stunden 48 Minuten.
In Heidelberg angekommen, bin ich dann erstmal mit der S-Bahn in die Altstadt um dort durch die vielen kleinen Gassen zu schlendern. Das Schloss Heidelberg kann man wirklich von fast jedem Standort innerhalb der Altstadt gut erkennen. In der Altstadt haben Sie wirklich viele Möglichkeiten ihren Tag zu gestallten. Sie können einfach nur durch die Stadt bummeln, shoppen, oder in eins der vielen Museen gehen. Auch lohnt es sich die Kirchen und andere öffentliche Einrichtungen anzuschauen.
In der Heiliggeistkirche hat man derzeit die Möglichkeit sich mit einer Ausstellung zum Thema Prostitution und dem Leben der Frauen die als Sexarbeiterin arbeiten auseinander zu setzten. Sie können diese Ausstellung noch bis zum 13.11.2024 bestaunen. Ich persönlich fand diese sehr interessant, weil es erneut deutlich zeigt, dass dieses Thema viel mehr in die Öffentlichkeit gebracht werden muss. Prostitution an sich ist meines Erachtens nichts, was Tabuisiert werden sollte. Es kommt vielmehr darauf an, dass gute Arbeitsbedingungen für Frauen geschaffen werden, die in der Sexarbeit tätig sind. Die Arbeit der Frauen ist gesellschaftlich durchaus sehr wichtig. Aber es darf nicht dazu kommen, dass Frauen die in der Sexarbeit tätig sind ausgenutzt werden. So wird unter anderem in der Ausstellung auch auf das Thema des Zuhälters eingegangen. Oftmals sind es die „Loverboys“ die Frauen dazu bringen, sich für ihn zu prostituieren und Geld ranzuschaffen. Aus Liebe zum Zuhälter wird „Angeschafft“. Später endet sowas durchaus in Gewalt, wenn eben die „Rendite“ nicht mehr passt. Es entwickelt sich ein Kreislauf, aus Angst und Gewalt, der die Frauen immer tiefer in Abhängigkeiten führt. Gewalt gegen die Frauen wird dann leider zum Alltag. Aber auch die Gefahren der Straßenprostitution werden deutlich gezeigt. Zu dem Thema Prostitution habe ich im Jahr 2007 eine Dipolmarbeit an der Fachhochschule in Düsseldorf verfasst.
Thema war: Empowerment und Prostitution - Auswirkungen des ProstG auf die Lebenswirklichkeit von Prostituierten.
Ich selber habe den höchsten Respekt vor Frauen die in der Sexarbeit tätig sind. Man muss sehr viel mehr für den Schutz der Frauen machen. Es kann nicht sein, dass mit Menschenhandel und Zwangsprostitution Geld auf Kosten der Gesundheit und des Lebens dieser oftmals ahnungslosen Personen gemacht wird.
Nachdem ich mir die wirklich eindrucksvolle Ausstellung „Gesichtlos – Frauen in der Prostitution“ angeschaut hatte, habe ich mich dazu entscheiden weiter in der Stadt zu bummeln und einige Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Alte Brücke, den Marktplatz, den Universitätsplatz und natürlich auch den Bismarckplatz anzuschauen. All diese Sehenswürdigkeiten sind Fußläufig sehr gut zu erreichen.
Ich entscheid mich auch für den Besuch des Kurpfälzisches Museum.
In diesem Museum hat man die Möglichkeit sich mit der Geschichte der Stadt Heidelberg von der Steinzeit bis in die Gegenwart zu beschäftigen. So finden sich Ausstellungstücke der Steinzeit, Römerzeit und natürlich auch die Kunst und Kultur des 15. bis 19. Jahrhunderts bis heute.
Besonders beeindruckend fand die Gemälde der Kurfürsten. Aber auch die Abstraktion der Gegenwart wurde besonders beeindruckend dargestellt.
Ein Besuch dieses Museums lohnt sich auf jeden Fall.
Um eine Stadt zu erkunden, macht es sehr viel Sinn den ÖPNV zu nutzen. Dieser ist gut ausgebaut, wenn auch derzeit viele große Baustellen sind, welche die Linienführung einiger Straßenbahnen entsprechend verändert.
In der Stadt Heidelberg haben Sie in der Altstadt ausreichend Möglichkeiten zu Mittag zu essen oder am Nachmittag einen Kaffee mit Kuchen zu sich zu nehmen. Lokale finden sich an wirklich jeder Straßenecke. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Da Heidelberg direkt am Neckar liegt, können Sie natürlich entsprechend Wassersport machen. So können Sie die herrliche Landschaft des Neckars genießen.
Wie Sie auf meinen Bildern sehen können, war der Samstag ehr ein Herbsttag, als ein goldener Oktobertag. Aber es hat zumindest nicht geregnet und das ist ja schonmal sehr viel Wert.
Sonntag 13.10.2024:
Der Sonntag sollte ganz im Zeichen der Kunst & Kultur, seelischer Gesundheit und Entspannung stehen.
Was mich an dem Sonntagmorgen in meinem Hotel vollkommen überrascht hat, ist die Tatsache, das auf dem Baum vor meinem Fenster ein grüner Papagei war. Dies war eine wirkliche Überraschung.
Mit so einem Tier rechnet man nun nicht wirklich in einer Stadt wie Heidelberg, zumal Heidelberg nicht unbedingt als Heimat für Papageien bekannt ist. Ich kann nur hoffen, dass das Tier ein gutes zuhause hat zu dem es auch immer wieder zurück findet.
Morgens habe ich mir dann die Tiefburg in Heidelberg angeschaut. Besonders gefallen hat mir die noch vorhandene Architektur, welche ich leider nur von außen anschauen konnte.
Im Anschluss habe ich mich für einen Besuch in der Sammlung Prinzhorn der Universität Heidelberg entschieden. Auf der Web-Seite des Museums wird die Dauerausstellung unter anderem so beschrieben:
„Der Kontext, in dem Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahmeerfahrungen entsteht, und die Wahrnehmung dieser Werke haben sich (...) in den letzten 200 Jahren stark gewandelt. Die Dauerausstellung gibt Einblick in die Geschichte der Sammlung und stellt Themen vor, die für das Verständnis der Werke grundlegend sind, wie z.B. „Kunst und Psychiatrieerfahrung“, „Psychiatriegeschichte“, „Alltag in der Anstalt um 1900“. Und sie zeigt rund 120 Werke von 37 Künstler*innen der Sammlung von den Anfängen bis heute.“ Zitiat aus: Samlung Prinzhorn, Lesedatum 13.10.2024
Besonders beeindruckend ist, das die Kunst von „Menschen mit psychischen Ausnahmeerfahrungen“ (Zitat aus: Samlung Prinzhorn, Lesedatum 13.10.2024) erstellt wurde. Es stellt sich für mich persönlich die Frage, wer ist Normal und wer hat eine psychische Ausnahmeerfahrung? Leider kann ich dies Frage nicht abschließend beantworten. Aber es lohnt sich einen Abstecher in diese hervorragende Ausstellung in Heidelberg zu machen. Mir haben die Kunstwerke einmal mehr deutlich gemacht, dass es eben auf die Definition und den Standpunkt ankommt. Nicht alles ist normal, was als Normal definiert wird.
Meinen Rückweg habe ich wieder mit meinem Deutschland Ticket unternommen. Meine Reisestrecke führte ich über Heilbronn, Stuttgart, Wendlingen (Neckar), Ulm, Augsburg und München wieder zurück ins Chiemgau. Trotz eines Stellwerksdefektes in München ist der RE 9 aus Ulm nur mit einer Verspätung von ca. 6 Minuten in München angekommen. Da aber eine Baustelle auf der Strecke München - Salzburg war, hat der RE 5 nach Salzburg sich leider eine Verspätung von ca. 13 Minuten eingefahren. Was mich persönlich immer wieder wundert, ist, dass Menschen niemals meckern wenn sie im Stau stehen, aber hat der Zug mal 3 Minuten Verspätung geht die Welt gleich unter.
An dieser Stelle muss ich wirklich sagen, dass sich die Reise nach Heidelberg vollkommen gelohnt hat. Die Stadt zieht einen magisch an, die Personen die ich in der Stadt habe treffen dürfen sind wirklich alle sehr nett gewesen. Nur schade, dass am Sonntag das Wetter viel besser war als am Samstag. Aber so ist das eben. Man kann es sich nicht aussuchen. Ich werde Heidelberg sicherlich im Frühjahr nochmals besuchen kommen. Es gibt ja noch einiges zu erkunden.
Anbei ein paar Bilder vom Sonntag.