Regensburg im Oktober
Meine Reise in die Stadt Regensburg am 3. Oktober 2024 sollte ganz im Zeichen der Geschichte stehen.
Zu einem ist der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, zum anderen sind natürlich auch andere nennswerte Dinge an diesem Tag passiert.
Hier einige positive wie negative Ereignisse des 3. Oktobers: 1884 wurde das Dänische Schloss Christiansborg in Kopenhagen durch ein Feuer zerstört. 1951 wurden durch das Landgericht Zwickau 19 Schüler verurteilt, weil sie in Flugblättern für einen Widerstand gegen das SED-Regime aufgerufen haben.
Jedoch wurden auch Erfolge im Sport gefeiert. 1991 startet die zweite Rugby-Union-Weltmeisterschaft in England, Frankreich, Irland, Schottland und Wales.
An diesem Tag war auch der jährliche Bockbieranstich mit Festumzug durch die Stadt. Entsprechend viele Menschen haben sich versammelt.
Ich habe mich jedoch dazu entschieden mich näher mit der Geschichte der Stadt Regensburg und dem Freistaat Bayern auseinander zu setzten.
Hierfür habe ich unter anderem die Lauschtour die am Alten Rathaus in Regensburg beginnt und auch wieder endet entschieden. Da ich sehr an der Geschichte des Freistaates Bayern interessiert bin habe ich das Haus der Bayrischen Geschichte in Regensburg besucht.
Nun aber zuerst zur Lauschtour. Diese Lauschtour führt einem in die am besten erhaltenen Mittelalterstädte Deutschlands. Die Tour führt zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Regensburger Altstadt, die mit so prächtigen Bauten wie dem Dom, dem Alten Rathaus, den Patrizia Türmen, der Steinernen Brücke und dem ehemaligen Stadttor der alten Römer führt. All diese Sehenswürdigkeiten gehören zu dem UNSECO-Welterbe.
Der Startpunkt ist am Alten Rathaus der Stadt. Hier kann man direkt etwas erleben, was einem öfters in der Stadt über den Weg laufen wird. Und zwar den Stolz und den Reichtum, den es in Regensburg im Mittelalter gegeben hat, als Regensburg eben Handelsmetropole in Mitteleuropa war. Der Rathausteil mit dem Turm ist aus dem Jahr 1245. Dieser Teil des Rathauses ist der Älteste. Nachdem Regensburg zur Freien Reichstadt ernannt wurde. Dies war ein wichtiges Privileg. Regensburg durfte sich nämlich hierdurch selbst verwalten. Für diese Selbstverwaltung war natürlich ein Rathaus wichtig.
Am Haidplatz stammen die Häuser überwiegend aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Das noch so viele alte Häuser vorhanden sind, liegt unter anderem daran, dass Regensburg eben verarmte und so keine neuen Häuser gebaut werden konnten. Der Haidplatz war im Mittelalter der Hauptplatz auf dem unter anderem auch Ritterspiele durchgeführt wurden. An diesem Platz konnten nur wirklich Reiche Menschen bauen. Entsprechend sind an diesem Platz auch die Türme der Patrizia zu erkunden. Die Türme stehen somit als Kontostands Anzeiger des Reichtums der Besitzer, je höher der Turm, desto Reicher war der Eigentümer. Wobei die Türme nur bis auf die Höhe des angrenzen Hauses bewohnt waren. Alles was über dem Haus ist, ist leerer Raum.
Die reichen Fernhändler haben sich bei der Gestaltung ihrer Häuser oftmals an der Architektur aus Italien orientiert. Entsprechend sind die Innenhöfe gestaltet. Die Türme sind mehr oder minder Schauarchitektur um zu zeigen, wer man ist und was man hat. Im Mittelalter war die Errichtung von Häusern aus Steinen nicht der Standard.
In den engen Gassen, die heute zum Bummeln einladen, lebten zurzeit des Mittelalters die Krämer und Tändler, welche bei weitem nicht so reich waren wie die Patrizia, sie waren einfache Leute.
Vor rund 500 Jahren ist auf dem heute offenen Neupfarrplatz das Jüdische Viertel verschwunden, weil ein Sündenbock gesucht werden musste. Regensburg war eben keine Reiche Stadt mehr und so mussten die Juden als Südenbock herhalten. Die Juden wurden vertrieben. Das Viertel mit seiner Synagoge wurde dem Boden gleich gemacht. Kurz danach wurde die Kirche errichtet. Da jedoch das Geld ausgegangen ist, konnte die Kirche nicht in seiner vollen Pracht erbaut werden und so gibt es nur ein sehr kurzes Kirchenschiff. Während der Reformation wurde die Neupfarrkirche zur ersten evangelischen Kirche der Stadt.
Heute gibt es in Regensburg wieder eine jüdische Gemeinde mit rund 1.000 Mitgliedern.
Der Dom St. Peter ist einer der bedeutendsten Kathedralen in Deutschland. Neben dem Kölner Dom. Der Dom wurde durch die reichen Patrizia Händler im 13. Jahrhundert indiziert. Er wurde in dem damaligen hochmodernen Stiel der Französischen Gotik errichtet.
Interessant ist auch das Haupttor des römischen Militärlagers, der Porta Praetoria, dieses ist das einzige noch erhaltene Römer Tor, nördlich der Alpen. Ein weiteres findet sich in Tier.
Die Steinerne Brücke ist ein 300 Meter langes Meisterwerk der Baukunst des Mittelalters. Die Brücke steht heute fast unverändert. Es gab nur ein paar Ausbesserungen. Im Jahr 1146 wurde die Brücke fertiggestellt und ist damit eine der ältesten Brücken Deutschlands. Diese Brücke ist auch die Visitenkarte der Stadt.
Interessant ist das Goliathaus, mit einem riesigen Wandgemälde aus dem 16. Jahrhundert. Die Abbildung auf dem Haus soll die politischen Machtverhältnisse in der Stadt klarstellen.
Die Lauschtour durch die Stadt ist wirklich informativ und kurzweilig. Alleine die Stimme des Sprechers und der Experten sorgen dafür, dass man dieser Tour gerne lauscht.
Nachdem ich mich mit der Lauschtour über die mittelalterliche und römische Geschichte der Stadt habe informieren können, hatte ich natürlich ein sehr großes Interesse an der neuern bayrischen Geschichte. Entsprechend habe ich mich für den Besuch in dem Museum der Bayrischen Gesichte an der Eisernen Brücke entschieden. Mir hat direkt die sehr moderne Architektur des Museums gefallen. Auch wenn der Bau nicht unbedingt zu den anderen Häusern der Umgebung passt, aber er zieht einen magisch an.
In dem Museum hat man durch die kostenfreie Multimedia Show, mit Christoph Süß, die Möglichkeit in 20 Minuten 2.000 Jahre bayrische Geschichte zu Erleben. Christoph Süß springt hierfür in 40 Rollen. Durch das geniale Schauspieltalent kommt einem die Geschichte der Stadt Regensburg gleich sehr viel näher. Auch empfindet man die Dauer der Show als viel kürzer. Durch den Humor der Darsteller können Sie an vielen Stellen sehr gut schmunzeln. Süß ist unter anderem durch seine wöchentliche Sendung quer im BR sehr bekannt und beliebt.
In der Dauerausstellung von 1800 bis heute wird einem die Entstehung des Freistaates Bayern mit vielen Ausstellungsstücken, Texten, Bildern und Videos sehr nah gebracht. Die Austellung staffelt sich in 9 Gerationen mit jeweils 25 Jahren.
So kann man erleben, wie Bayern Königreich wurde (1800 – 1825). Ein ganz besonderes Augenmerk wird, auf die Kriege von Napoleon und seinen Wirkungen für die Bayrische Bevölkerung gelegt. Die Bayrische Bevölkerung hat nämlich durchaus das Pech gehabt, auf auf beiden Seiten kämpfen zu müssen. Entsprechend groß waren die Verluste.
Mit König Ludwig I (1825 – 1850) wird Bayern erneut umgeformt. Der Ausbau der Infrastruktur nimmt Fahrt auf. Die neuen Landesteile werden mit Kanälen, Straßen und Eisenbahnlinien verbunden. Aber es gibt auch soziale Missstände und Zorn. Entsprechend geht die Bevölkerung auf die Barrikaden. Der Bayrische König Maximilian II macht Bayern zu einer Modernen und nach vorne Gewanden wichtigen deutschen Nation. Es werden Wissenschaft, Kultur und Brauchtum gefördert. Auf König Maximilian geht auch das Motto „Tradition und Moderne“ zurück.
Mit dem Königsdrama von Ludwig II (1850 – 1875) wird eine Zeit gezeigt in der ein König irgendwie nicht ganz in die Zeit passt, aber irgendwie doch. Für die Umsetzung seiner Träume nutz Ludwig II die neusten technischen Errungenschaften. Jedoch wurde Ludwig II, durch den Erfahren Diplomaten Bismarck in einen Krieg gegen Frankreich gedrängt. Bayern hat zwar den Krieg gewonnen, wurde aber seiner Eigenstaatlichkeit entzogen. So musste Bayern sich in das von Preußen militärisch dominierte neue deutsche Reich eingliedern. Ludwig II geht immer mehr in den Hintergrund und taucht erst durch seinen mysteriösen Tod in der öffentlichen Diskussion wieder auf. Seine Taschenuhr die er am Todestag getragen hat ist in dem Museum zu besichtigen.
In der Zeit zwischen 1875 und 1900 wird Bayern zum Mythos. Der wirtschaftliche Aufschwung ist auch in Bayern zu spüren. Aber es gibt ein Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition. Dies wird besonders deutlich bei der Weltausstellung in Chicago, wo neuste technische Errungenschaften aus Bayern präsentiert werden. Aber auch eine Aufführung des Schliersee Theaters sorgt für Aufregung.
Die Landwirtschaft verschließt sich zwar den neuen technischen Errungenschaften nicht, sofern sie für den Bauern von Nutzen sind. Dennoch wird die Landwirtschaft weiter von dem Traditionsbewusstsein geprägt. Die Politik setzt auf Industrialisierung, aber nicht um jeden Preis. Mit dem Bier aus Bayern gelingt ein Exportschlager. Da Bier sowohl Tradition als auch Moderne verbinden kann. Entsprechende Ausstellungsstücke finden sich im Museum.
Der erste Weltkrieg (1900 – 1925) bedeutet für Bayern durchaus hohe Verluste, aber auch viele Verletzte und Traumatisierte Soldaten kehren zurück. An der Heimatfront herrschen Hunger, Verzweiflung und wirtschaftlicher Niedergang. Bayern stürzt mit als erstes seinen König. In den goldenen 20er Jahren kommt es auch in Bayern zu Modernisierungen und Freiheit.
Ein besonderes Themenkapitel ist Diktatur – Katastrophe – Neubeginn. Mit den Jahren von 1925 bis 1950. Die Machtergreifung Hitlers, der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit werden eindrucksvoll dargestellt. Bereits 1946 hat sich der Freistaat eine neue Verfassung gegeben und es fanden bereits kurz nach Kriegsende wieder freie Wahlen statt.
Besonders hat mir gefallen, dass diese Zeit durchaus sehr kritisch Betrachtet wird. Nur wer sich Unterordnet oder Mitläufer ist kann in dieser Zeit etwas erreichen. Die Juden wurden von Anfang an ausgeschlossen, verfolgt und entrechte. Auch die Widerstandskämpfer und Aufklärer im dritten Reich werden genannt. So auch die Geschwister Scholl.
In den Nachkriegsjahren (1950 – 1975) geht es vor allem um den Wideraufbau der Städte in Bayern und um das Wirtschaftswunder. Mit der Währungsreform von 1948 und der sozialen Marktwirtschaft gelingt der Durchbruch Bayerns wieder. 1972 steht München mit den Olympischen Spielen für ein modernes Deutschland. Überschattet werden die Spiele jedoch durch das Attentat auf die Sportler.
Mit den Wendenjahren (1975 – 2000) beginnt eine neue Zeit in Bayern. 1975 gibt es mehr Beschäftigte im Bereich Dienstleistung als in der Produktion. Dennoch bleibt Bayern bis heute eine der stärksten Wirtschaftsregionen in Europa. Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt, sowie Maschinenbau und Elektroindustrie prägen die Marke Bayern. Neben diesen Highlights sind natürlich auch die Traditionen (z.B. Oktoberfest & allgemein Feste), die Alpenregion mit seinem Tourismus, das Bier und der Fußball zu nennen.
Sicherlich darf man jedoch auch die Grenze zur DDR und der CZ nicht vergessen. Diese hat den Freistaat maßgeblich mitgeprägt. Es findet sich in der Ausstellung der legendäre Fluchtballon aus der DDR.
Der Frage, was die Gegenwart und Zukunft (2000 – 2025) bestimmt wird in der 9. Generation der Ausstellungen ein ganz neuer Weg gegangen. Es endet die Zuständigkeit der Historiker und die Besucher werden gebeten sich selbst ein Bild zu machen. Es gibt nur ein Regal mit Gegenständen zu Ereignissen der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit. Die Deutung dieser Gegenstände wird ganz Ihnen überlassen.
Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft von Bayern gestalten. Ein Besuch im Museum kann uns gute Inspirationen geben. Gemeinsam können wir aus der nicht immer positiven Vergangenheit lernen. Eine positive Zukunft ist möglich, wir müssen uns nur trauen sie sozialgerecht & nachhaltig zu Gestalten. Wir haben ausreichend politische Alternativen.
Durch die Dauerausstellung werden Sie mit Pfeilen auf dem Boden gut geleitet. Sie haben an vielen Stellen auch die Möglichkeit, das eine oder andere selbst auszuprobieren. Nebenausstellungen werden durch gepunkte Pfeile gekennzeichnet.
In der Sonderausstellung „Ois anders“ kann man sich mit groß Projekten der Jahre 1945 – 2000 wunderbar auseinandersetzten. Sehen Sie die Vor- und Nachteile der in Bayern angepackten Projekte. Die Ausstellungen regt zum Nachdenken an. Nutzen Sie die Zeit! Die Ausstellung ist nur noch bis zum 22. Dezember 2024 im Museum zu bestaunen.
Genießen Sie ihren Aufenthalt im Museum. Nehmen Sie sich aber auf jeden Fall ausreichend Zeit um alle Bereiche des Museums erkunden zu können. Bei den Ausstellungsstücken haben Sie immer eine schriftliche Erklärung zur Einordnung des Exponates.